Eine Ausstellung von FORUM ALLMENDE in Zusammenarbeit mit dem Hesse Museum in Gaienhofen.
„Der Fall (des) Wilhelm von Scholz“
Die Debatten um Persönlichkeit und Werk des Dichters Wilhelm von Scholz (1874-1969), der 1933 seine Loyalität gegenüber dem „Dritten Reich“ erklärt hatte, reichen bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurück und beschäftigten die Öffentlichkeit in Abständen immer wieder neu. Zuletzt nach Beginn der 2010er Jahre – damals wurde neben der Aufhebung des Grabes von Wilhelm von Scholz auch die Umbenennung des nach ihm benannten Weges gefordert, es kam zu wochenlangen Leserbriefkampagnen und 2013 wurde sein Drama „Der Jude von Konstanz“ wiederaufgeführt. Aus diesem Anlass brachten Manfred Bosch und Siegmund Kopitzki im selben Jahr unter dem Titel „Wettlauf mit dem Schatten – Der Fall (des) Wilhelm von Scholz“ (2013) eine Sammlung von Aufsätzen heraus, die sie nun – gemeinsam mit der Fotografin und Fotohistorikerin Dorothea Cremer-Schacht – als Grundlage einer Ausstellung im Hesse Museum Gaienhofen nehmen. In ihrem Zentrum stehen neben der Biografie das umfangreiche Werk des einstmals renommierten Dichters, das alle Genres umfasst, sowie dessen Rezeption, wie sie in Korrespondenzen und Dokumenten aufscheint, dann aber vor allem Wilhelm von Scholz´ Selbstverrat, der als exemplarisch für die Pathologie der Intelligenz im 20. Jahrhundert gedeutet wird. Obschon der Dichter 1933 die Toleranzbotschaft seines Werks verleugnet und dem Nationalsozialismus bis zum Kriegsende willfährig Tribut zollte, wurde er trotz seiner einsichtslosen und peinlichen Selbstrechtfertigungen nach 1945 in weiten Bevölkerungskreisen selbst noch über seinen Tod hinaus geehrt und verehrt – auch seitens der Stadt Konstanz, mit der die Biografie des Dichters eng verbunden war.
Begleitet wird die Ausstellung von einer Kuratoren-Diskussion am 23. Mai im Bodman-Haus Gottlieben, die Stefan Keller moderiert.