Die diesjährige Ausstellung von „Forum Allmende“ gilt der Familie Mann am Bodensee. Die Thematik mag auf den ersten Blick überraschen. Die Manns am Bodensee? Sicher: gleich zu Beginn des „Zauberbergs“ schickt Thomas Mann seinen Protagonisten Hans Castorp auf eine lange Reise, die über das „Schwäbische Meer“ führt, „über seine springenden Wellen hin, über Schlünde, die früher für unergründlich galten“. Und aus seiner Salemer Zeit behielt Golo Mann eine lebenslange Anhänglichkeit an den Bodensee zurück, die ihn immer wieder in diese Landschaft führte. Doch darüber hinaus?
In Wirklichkeit rückte nicht erst die Verlagerung des Lebensmittelpunkts der Familie Mann von Lübeck in den deutschen Süden den Bodensee noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert in den Aufmerksamkeitsbereich dieser Familie, in die auch ihre Vorfahren, Geschwister sowie die Eltern Katia Manns einbezogen werden. Wer sich die Mühe macht, den einschlägigen Bezügen in den Korrespondenzen und Erinnerungen der einzelnen Familienmitglieder, in ihrer Essayistik wie in deren literarischem Werk nachzuspüren, stößt auf eine ungeahnte Fülle an Belegen. Diese setzen keineswegs erst mit dem Exil der Manns ein und ergeben in ihrer Gesamtheit ein faszinierendes Kapitel literarischen Lebens im Bodenseeraum.
Die Ausstellung präsentiert anhand von Briefen und Zitatstellen, Fotos und Dokumenten ein ebenso anschauliches wie vielfältiges Panorama der Begegnungen, die diese Landschaft über ein volles Jahrhundert im Werk dieser Familie hinterlassen hat. Dabei werden neben den jeweiligen persönlichen und schicksalhaften Bezügen Einzelner immer auch die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge in den Blick genommen. Zur Ausstellung erscheint im Südverlag Konstanz ein gleichnamiger Begleitband von Manfred Bosch, der diese Ausstellung auch kuratiert.